Schubert: Piano Sonatas II

Im zweiten Teil seiner Gesamteinspielung der Klaviersonaten von Franz Schubert stellt William Youn drei der späteren Sonaten der ersten von Schubert überhaupt vollendeten Sonate gegenüber.

Der in Südkorea geborene und seit langem in München lebende Pianist William Youn hatte bereits für den ersten Teil der Gesamteinspielung, die einen weiten Bogen von der ersten, unvollendeten bis zur letzten Sonate schlug, viel Lob erhalten.
Jetzt sind die Sonaten Nr. 18 G-Dur D 894, Nr. 19 c-moll D 958 und Nr. 20 A-Dur D 959 zu hören, sowie das Adagio E-Dur D 612 und die Sonate Nr. 4 a-moll D 537. Für sein Rondo der Sonate D 959 wählt Schubert ein Thema, das bereits früher, in ganz anderem Kontext, in seinem Sonatenwerk auftaucht. „Allegretto quasi Andantino“ schreibt er über den mittleren Satz seiner a-Moll-Sonate D 537. „Es ist Schuberts erste vollständige Sonate“, sagt William Youn, „umso bemerkenswerter ist, dass Schubert dieses Thema in seinem Spätwerk nochmals aufgreift. Vergleicht man beide Sätze aus beiden Sonaten, erkennt man, welche weiten Weg er in seinem kurzen Leben durchmessen hat – wie eine große Reise.“ Bei Schubert sei es ähnlich wie bei Mozart, sagt William Youn: „Die Musik lebt von der Melodie, bei beiden Komponisten spielt der Gesang eine wichtige Rolle, auch in der Instrumentalmusik.“ Das Adagio E-Dur D 612 hat der Pianist als Verbindung zwischen der a-moll und der A-Dur Sonate gewählt, „weil die Musik für mich wie eine Improvisation klingt.“ Und weiter: „In Schuberts G-Dur-Sonate wohnt von Beginn an die Träumerei“ und insofern bildet sie mit der c-Moll-Sonate D 958 ein ungleiches Paar, „fast wie Himmel und Hölle, könnte man sagen.“ Zum Finale der c-moll Sonate sagt William Youn: „Es gibt keine Pause, die Musik lebt von einem fast zwanghaften Vorwärtsdrang, kurzatmig, rastlos. Wenn ich diesen Satz spiele, habe ich immer das Gefühl, dass Schubert diese Musik in einem Guss geschrieben hat, ohne abzusetzen. Er spiegelt seine ganze Nervosität und Unruhe.“ Schubert starb wenige Monate nach Vollendung der Sonate.