Simone Dinnerstein
Bach: A Strange Beauty
Künstler
Simone Dinnerstein
Veröffentlicht am: 14.01.2011
Auf ihrem ersten Album für Sony Classical spielt die amerikanische Pianistin Simone Dinnerstein Musik von Johann Sebastian Bach: 3 Transkriptionen von Choralvorspielen ("Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ", "Nun freut euch?", "Jesu meine Freude"), die Englische Suite Nr. 3 und die Cembalokonzerte Nr.1 und 5, bei denen sie vom Kammerorchester der Staatskapelle Berlin unter Stephan Mai als Konzertmeister begleitet wird. Simone Dinnerstein hatte mit ihrer Aufnahme der Goldberg-Variationen von Bach im Jahr 2007 in den USA grossen Erfolg gehabt, die New York Times schrieb: "Eine höchst individuelle Stimme im Dickicht der Bach-Interpretationen."
Das vielseitige Programm der neuen CD bietet ein breites Spektrum von Klangfarben und Spielarten: Soloklavier, Klavier und Orchester, Klavier, das andere Instrumente imitiert, und sogar Klavier, das einen Solisten mit Orchester suggeriert, wie es zuweilen in der Englischen Suite der Fall ist. Der Titel, den Simone Dinnerstein für ihr Album gewählt hat, geht auf eine Äußerung des Schriftstellers und Philosophen Francis Bacon zurück: "Es gibt keine erlesene Schönheit, die nicht irgendetwas Seltsames in ihren Proportionen aufweist." In dieser Aussage findet sie ihr Verständnis von Bachs Musik wieder: scheinbar auf der Basis von regelmäßigen Mustern, Symmetrie und Logik konstruiert, weicht Bachs Musik bei näherem Hinsehen ständig von den erwarteten Mustern ab, ändert den rhythmischen Akzent und schafft etwas Geheimnisvolles und Überraschendes.
"Gefesselte Kraft, die aus jeder Phrase sprüht. [...] Simone Dinnerstein [...] spielt mit einer Subjektivität und so viel Ausdruckswut und Manierismus, bei einer derart klugen und bedächtigen Klarlegung der formalen Strukturen, wie es unsere Ohren schon lange nicht mehr gewöhnt sind. Der Flügel rauscht wie ein Hammerklavier oder gar wie eine große Orgel. [...] manchmal duckt sich das Klangbild auch, es verschlankt und versilbert sich, als wäre es das eines Cembalos [...]. Und immer wirkt es unerhört stark, berstend lebendig. [...] Dinnerstein wirkt wild, ungezähmt. Kann sein, das liegt daran, dass sie in Phrasierung und Farbgebung doch hörbar von der "authentischen" Aufführungspraxis zehrt. Und nicht umsonst ist ein Teil der Staatskapell-Musiker, von denen sie begleitet wird, personalidentisch mit Teilen der Akademie für Alte Musik. In Dinnersteins Lesart der g-Moll-Suite tauchen dann noch ganz andere Referenzgrößen auf: Die Musette etwa spielt Simone Dinnerstein ganz ähnlich übertrieben spritzig-verspielt wie Glenn Gould. Und ihre Sarabande wölbt sich wie das Himmelszelt in unendlicher Langsamkeit, als ein Gebet zum Mitsingen".
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2010)
"Simone Dinnersteins neues Album heißt "Bach: Strange Beauty", weil sie an Bachs Musik das "Seltsame" liebt, die kleinen Unregelmäßigkeiten, die ein Kunstwerk erst perfekt machen. Das scheint ihrem Wesen zu entsprechen. Ihr Bach klingt anders als gewohnt: befreit und strahlend schön."
(Brigitte)
"Simone Dinnerstein ist der Meinung, dass gerade das "Seltsame" in Bachs Musik eine Faszination ausübt; und damit meint sie die raffinierten Unebenheiten, die Abweichungen von der regulären Struktur, das Unerwartete und Überraschende. Diese Momente hebt sie in ihren Interpretationen besonders hervor - durch Verzögerungen, durch den Wechsel von Artikulation und Anschlag oder durch dynamische Akzente. Ihr ist es wichtig, die Musik singen, sprechen und atmen zu lassen. Ihr flexibler Umgang mit Rhythmus und Tempo, verleiht Bachs Musik eine strömende Dynamik. [?] Mit Bedacht hat Dinnerstein die Stücke für das Album ausgewählt und in eine bestimmt Reihenfolge gebracht. Die Englische Suite in g-Moll (in der Dinnerstein jeden Satz in einer neuen Farbe leuchten lässt) wird eingerahmt von zwei Klavierkonzerten und drei Choralvorspielen, ursprünglich für Orgel, hier arrangiert von den Pianisten Busoni, Kempff und Hess. In diesen Transkriptionen, die laut Dinnerstein "Bachs intimste Seite zeigen", spielt sie mit gesanglicher Innerlichkeit und scheut sich nicht vor dem ausgiebigen Gebrauch des Pedals."
CD der Woche
(RBB Kulturradio)
"Simone Dinnerstein besticht durch ihre individuelle Herangehensweise an die großen musikalischen Werke. (?) Simone Dinnersteins künstlerischer Weitblick, der ihr unter den Bach-Interpreten ein eigenes unverwechselbares Format verleiht. (?) ?eine Pianistin, von der man hoffentlich noch viel mehr (Bach) hören wird."
(Crescendo)
"Mit motorischer Verve interpretiert die amerikanische Pianistin Kempffs virtuose Transkription des Choralvorspiels von "Nun freut euch, lieben Christen g´mein" und stimmt in der Allemande der Englischen Suite Nr. 3 einen beseelten Gesang an- einer der Höhepunkte der CD.
Musik 4 Sterne
Klang 4 Sterne"
(Stereo)
"Kennt jemand was Berührenderes als Bach? [?] Zwei Klavierkonzerte, eine Englische Suite und drei Bearbeitungen. Nicht neu, nicht spektakulär, anders als es der Titel verheißt, kein bisschen seltsam. Aber so unendlich schön."
(Stern)